Was ist das neue Arbeiten?
New Work ist ein ganzheitliches Konzept, das Mitarbeiter, Arbeitsplätze und Technologien umfasst. Tatsächlich hat Corona die digitale Entwicklung um 20 Jahre beschleunigt. Arbeitnehmer der Zukunft brauchen neben digitaler Kompetenz auch kulturelle Sensitivität; Arbeitgeber werden lebensphasenorientierte Arbeitsmodelle anbieten, ist Prof. (FH) Michael Bartz von der FH Krems überzeugt.
Prof. (FH) Michael Bartz: Die Veränderung begann bereits in den 1980er Jahren mit der Einführung der flexiblen Arbeitszeiten, die dann Schritt für Schritt um das Teleworking, das wir heute Homeoffice nennen, ergänzt wurden. Während flexible Arbeitszeiten schnell eingeführt und vonseiten der Arbeitnehmer und Arbeitgeber gut angenommen wurden, hat sich Mobiles Arbeiten in der Zeit vor der Corona-Pandemie wesentlich langsamer etabliert. Die Pandemie hat hier zweifelsfrei für einen Quantensprung gesorgt und die Nutzung des Homeoffice ist seit Anfang 2020 sprunghaft angestiegen. Wichtiger Treiber dabei war die inzwischen hohe Verfügbarkeit digitaler Tools; diese hat sich ebenfalls in den letzten zwei Jahren intensiviert. So haben Unternehmen im Zuge der Pandemie mindestens einen Zehn-Jahres-Entwicklungssprung nach vorne geschafft.
Bartz: New Work ist ein ganzheitliches Konzept, das People, Place und Technology umfasst. Es fußt auf einer Kombination aus flexiblen Arbeitszeiten, Technologieeinsatz und neuen Bürokonzepten. Das heißt, bei einem flexiblen Arbeitsmodell kommt der Mitarbeiter aus anderen Gründen ins Büro. War das Büro vorher die „Behausung für Schreibtische“, ist es dann Treffpunkt, um sich mit Kollegen auszutauschen. Der Mitarbeiter geht bewusst aus dem Homeoffice ins Büro, um sich mit anderen zu vernetzen. Dafür müssen neue architektonische Lösungen gefunden und Flächennutzungskonzepte angepasst werden, die konkret auf „Zusammenarbeit“ und „Kommunikation“ eingehen. Google beispielsweise setzt in seinen Entwicklungszentren auf Multiservice Büroplattformen, wo man Essen und andere Services rund um die Uhr erhält. Warum? Weil Kreativität das Miteinander und den Austausch und damit das vor Ort sein braucht.
Bartz: Mobiles Arbeiten ist in der Pandemie ein Hygienefaktor geworden. Klar ist, dass Unternehmen, die nach der Pandemie kein Mobiles Arbeiten mehr anbieten, einen klaren Nachteil am Arbeitsmarkt haben werden. Ebenso wird der Digitalisierungsgrad voranschreiten. Videokonferenzen werden ebenso bleiben wie der elektronische Dokumentenaustausch – der Arbeitnehmer hat gelernt, dass er oder sie alles auf elektronischem Wege rascher erledigen kann. Also müssen sich Arbeitgeber auf ein „papierarmes Büro“ einstellen und entsprechende Maßnahmen ergreifen, um hier für nachhaltige Lösungen nach der Pandemie zu sorgen.
Bartz: Beide werden hoch digitalisiert sowie fähig und willens sein, mit diesen digitalen Tools umzugehen. Der Arbeitgeber wird ständig ausbauen und aufrüsten müssen. Es werden Flexibilität in der Zusammenarbeit und Lebensphasenorientierte Arbeitsmodelle verfügbar sein. Arbeitnehmer und Arbeitgeber werden sich in zunehmendem Maße im internationalen Umfeld bewegen, und zwar in internationalen hochgradig vernetzten Ökonomien.
Bartz: Ich möchte hierzu ein Beispiel skizzieren: Egger Holz hat eine Zentrale mitten im ländlichen Tirol. Von dort bedient das Unternehmen um die 20 Länderorganisationen. Dabei geht es nicht nur um Fremdsprachen, sondern auch um emotionale Intelligenz, kulturelle Sensitivität und Empathie. Dazu kommt digitale Kompetenz – und dabei konkret um die Fähigkeit, virtuell ebenso gut zu präsentieren, argumentieren oder zu streiten wie in Realität. Dieses Fallbeispiel liefert alle Kompetenzen, die ein Arbeitnehmer der Zukunft benötigen wird.
Michael Bartz ist Professor am Institut Internationaler Handel und Nachhaltige Wirtschaft an der IMC FH Krems. Seine Hauptforschungsfelder sind Digitale Business Transformation, New World of Work, Agile Organisationen und Projektmanagement.
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